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Sainte Jeanne, heiliger Käse und der schönste Apfelsaft der Welt

  • Autorenbild: Snev
    Snev
  • 16. Juni
  • 2 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 19. Juni

Ein Tag zwischen Mittelalter, Milchprodukten und Menschenwärme


Nach einem Frühstück, das mein Herz mit Madeleines und meinen Bauch mit Bauernkäse umhüllte, machte ich mich auf den Weg nach Neufchâteau. Eine Stadt, die auf den ersten Blick mittelalterlich charmant wirkt – Fassaden wie aus einem Ritterfilm, Gassen mit Kopfsteinpflaster und irgendwo zwischen dem 15. und 19. Jahrhundert steckengeblieben.


Aber die wahren Juwelen – die verstecken sich gut. „Localisation Secrète“, sagte Marie geheimnisvoll und schickte mich zum Office de Tourisme.


Dort traf ich auf Morghan – und ich meine wirklich traf. Ihre Begeisterung prallte förmlich gegen mich. Ein herzliches Lächeln, drei Karten, unzählige Markierungen und mindestens genauso viele Fragen zu meinem Bus („Wie? Kein WC? Kein Warmwasser?“).


Ich beobachtete, wie sie sich langsam in der Idee verlor, selbst einfach loszufahren. Raus. Weg. Snoopy-style. Doch dann holte sie sich selbst zurück. Karriere. Beziehung. Haus. Vielleicht ein Kind. Die üblichen Anker, die Freiheit in ein schönes „Vielleicht später“ verwandeln.


Bevor sie verschwand, schenkte sie mir noch einen Geheimtipp: das alte Rathaus. Einst römisch, später französisch – samt Keller und Treppe, beides liebevoll restauriert. Ich besuchte es, wurde freundlich empfangen, stieg durch eine Tür mit einem Schlüssel, der größer war als mein Magen gestern Morgen, in die Kühle der Geschichte hinab.


Wenig später trat ich wieder in die Sonne. Neufchâteau verabschiedete mich freundlich und ich fuhr weiter.


Bourmont & The Divine Fromagerie

Gegen 16 Uhr erreichte ich Bourmont – ein winziges Dorf, das sich an einen Hügel schmiegt wie eine Katze in der Nachmittagssonne. Ein Schild rief: „The Divine Fromagerie“ – und wer könnte bei „heiligem Käse“ schon nein sagen? Ich nicht. Leider geschlossen. Wieder, wie das Amphitheater in Grand.

Frankreich übt sich in Zurückhaltung – aber charmant, versteht sich.


Ich beschloss, die Nacht in Bourmont zu verbringen. Mein Bus parkte unter alten Bäumen im Parc des Roches, wo Ruinen leise von mittelalterlichen Kriegen erzählten und ich eine Stunde lang döste. Nicht schlief – nur ruhte. Allein. Bei 23 Grad im Schatten. Und in mir: eine Ruhe, wie sie nur dann kommt, wenn man allein, aber nicht einsam ist.


Ein Restaurant, zwei Flaschen Wein & die beste Gesellschaft der Welt

Am Abend wagte ich einen Versuch: Essen. Und fand mich im kleinen Restaurant Saint Martin wieder, das mit Fokus auf lokale Produkte warb.

Die freundliche Kellnerin sah mich an und fragte:„Did you choose to eat solo?“ Ich grinste: „That is not a matter of decision.“ Sie lachte, reichte mir einen Apfelsaft aufs Haus – und der schmeckte, als hätte jemand den Herbst darin eingefangen.


Später kam ein älteres Ehepaar aus Antwerpen an den Nachbartisch. Erik und Maya. Drei Wochen Spanien lagen hinter ihnen. Französisch konnten sie kaum, die Kellnerin kein Englisch. Ich dolmetschte mit Händenund Füßen, erklärte die Karte – und wir kamen ins Gespräch.


Am Ende saßen wir zusammen. Lachten. Tranken. Redeten über Wein, Busse, das Reisen, das Leben.

Sie luden mich ein, sie in Antwerpen zu besuchen. Ich ging nach zwei Flaschen Wein und mit einem breiten Lächeln zurück zu meinem Bus.


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